Hallo Loïc. Was schoss dir in den letzten Sekunden durch den Kopf, bevor Belgien als zehntes Land ins Finale des Eurovision Song Contest 2015 einzog?

Ich wurde echt nervös, als ich sah, dass Serbien als neuntes Land genannt wurde. Als dann zum Schluss doch Belgien genannt wurde, war ich wirklich sehr stolz und glücklich, weil es sehr wichtig für mich war zu zeigen, dass die Belgier existieren. Die Freude war einfach unbeschreiblich.

2014 hast du an „The Voice“ in Belgien teilgenommen und wurdest Zweiter. Warum glaubst du hat das belgische Fernsehen dich gebeten am Eurovision Song Contest teilzunehmen, und nicht Laurent Pagna, den Gewinner?

Ich bin mir nicht sicher. Ich vermute, dass das belgische Fernsehen einfach von meiner Arbeit begeistert war. Vermutlich sogar mehr, als von der Arbeit des Gewinners. Ich denke, die Verantwortlichen von RTBF mögen einfach meine unkonventionelle Art Musik zu machen.

Eine deutsche Zeitung schrieb vor kurzem, dass deine Stimme sehr weiblich klingt, zart und hoch. Wie empfindest du das?

Ich kann durchaus nachvollziehen, dass das Publikum meine Stimme mit einer weiblichen assoziiert. Das ist in Ordnung, denn ich bin wirklich sehr stolz auf meine Stimme. Ich kann damit hohe Noten singen, sie gibt mir außerdem die Möglichkeit, sehr viele bekannte und auch verschiedenartige Lieder zu singen. Wie zum Beispiel die Songs von Sia.

Du singst Englisch mit einem sehr starken französischen Akzent. Gab es im Vorfeld Überlegungen deinen Beitrag „Rhythm Inside“ auf Französisch zu singen, du vertrittst ja den wallonischen Teil Belgiens, oder war es von vornherein sicher, dass du Englisch singen wirst?

Das stand niemals zur Diskussion, es war von vornherein klar, dass ich Englisch singen werde. Ich liebe es auf Französisch zu singen, dennoch liebe ich auch die englische Sprache. Schon als Kind habe ich mich irgendwie in die englische Sprach verliebt. Ich kann nicht sagen wieso. Ich mag sowohl den britischen, als auch den amerikanischen Akzent. Es klingt einfach fantastisch.

Wie wichtig ist es für dich persönlich deine eigene Komposition beim Eurovision Song Contest für dein Heimatland zu singen?

Es ist unglaublich wichtig für mich dem Publikum etwas aus meinem eigenen „Universum“ zu zeigen. Ich fühle mich nicht wohl dabei etwas zu singen, dass ich nicht fühle. Umso besser ist es dabei meine eigene Komposition zu singen, in die ich mein ganzes Herzblut gesteckt habe. Es war wichtig für mich nach Wien zu kommen mit etwas, dass ich selber erschaffen habe. Es hat unglaublichen Spaß gemacht all das zu kreieren. Das war wirklich enorm wichtig für mich.

Der Videoclip zu „Rhythm inside“ ist sehr sexy und erotisch. Wie schwierig war es das Thema des Videos in deine Bühnenperformance zu transformieren?

Das war nicht schwierig. Und zwar aus folgendem Grund: Es war eine ganz andere Arbeit. Ich liebe es Dinge zu kreieren, und ich kann mich glücklich schätzen, dass in meinem Kopf sehr viel Kreativität steckt. Aus diesem Grund war es nicht schwer, sondern nur eine andere und neue Herausforderung für mich an „Rhythm Inside“ zu arbeiten.

Warst du ebenfalls an der Erstellung der Choreographie beteiligt? Wie lange hat es gedauert, bis das Ergebnis so perfekt war, wie du es auf der Bühne hier in Wien gezeigt hast?

Das hat etwa einen Monat gedauert. Ich habe vier Wochen mit meinen Backgroundsängern in London geprobt, die ebenfalls von dort kommen. Es war eine wirklich sehr produktive Zusammenarbeit. Daher danke ich dem belgischen Fernsehen, dass sie mir diese Möglichkeit gegeben haben meine Wünsche und meine Kreativität auszuleben.

Dein Vater wollte ursprünglich, dass du Fußballspieler wirst. Du bist Sänger geworden. Ist er trotzdem stolz auf dich, dass du nun dein Land beim größten Musikfestival der Welt präsentierst?

Er ist sehr stolz auf mich, genau wie meine Mutter, die mich hierher nach Wien begleitet haben. Meine ganze Familie ist sehr stolz auf mich.

Was hat das „Rapapab“ in deinem Lied zu bedeuten?

Es symbolisiert den Herzschlag. Und dass jeder einzigartig und etwas besonderes ist.

Empfindest du dich selber als einer der Favoriten den Eurovision Song Contest zu gewinnen, oder bist du lieber der Geheimfavorit (Englisch: Dark horse – schwarzes Pferd)?

(Ãœberlegt) Das schwarze Pferd / der Geheimfavorit zu sein ehrt mich sehr. Ich bevorzuge eher dies. Es ist dunkel. Ich mag die Dunkelheit und alles was schwarz ist. Doch, das ist gut.

Ist es wichtig für dich für ganz Belgien zu singen, oder stehst du hier in Wien nur für den wallonischen Teil auf der Bühne?

Nein, ich singe natürlich für ganz Belgien. Darauf bin ich sehr stolz. In Belgien ist es manchmal sehr schwierig zwischen dem flämischen und dem wallonischen Teil des Landes. Für den Eurovision Song Contest sind wir, zumindest für einen Abend, geeint. Es ist sehr wichtig für mich ein ganzes Land zu repräsentieren, und nicht nur einen Teil davon.

Woher nimmst du deine Inspirationen? Du bist sehr vielseitig. Du komponierst, du singst und du entwirfst deine eigenen Choreographien.

Ich kann es wirklich nicht sagen. Es kommt aus meinem Innern. Ich muss nur der Musik zuhören, und sofort spielen sich mögliche Choreographien vor meinem geistigen Auge ab. Die Farben, die ich dazu auf der Bühne tragen möchte. Wie es auf dem Bildschirm aussehen könnte, wie die Beleuchtung sein soll. Ohne Musik hätte ich keine Vorstellungskraft, könnte nicht kreativ sein. Es ist unmöglich. Ich muss Musik hören, den Beat dazu spüren um die Atmosphäre und meine Kreativität zu spüren.

Vielen Dank und viel Erfolg weiterhin.