Hallo Linda. Wie fühlt es sich an nach 30 Jahren zurück zu sein in Luxemburg, an Ort und Stelle wo du damals Zweite wurdest mit "Terminal 3"?

Ich bin superglücklich wieder hier zu sein, und dass ich von OGAE Luxembourg für diese Veranstaltung engagiert worden bin. Und weißt du warum? Jeder war damals so unglaublich nett zu mir, als ich das erste Mal hier war, 1984. Es ist toll viele bekannte Gesichter wieder zu sehen, all die vielen Menschen die mich während meiner langen Karriere begleitet haben. Und was das Beste ist, ich kann mir endlich die Stadt ansehen, da ich damals leider keine Zeit dafür hatte. Daher bin ich nun froh dies endlich nachholen und genießen zu können. Und vor allem heute Abend neue Freunde kennen zu lernen. Außerdem habe ich gehört, dass eine große irische Delegation extra für dieses Event angereist ist. Somit wird es heute Abend bestimmt laut werden.

Hast du gute Erinnerungen an deine erste Eurovisionsteilnahme?

Sehr gute, es war ein fantastisches Erlebnis. Allerdings noch sehr unschuldige Erinnerungen, da es mein erstes Mal beim Eurovision Song Contest war. Weil ich keine Ahnung hatte was um mich herum alles passieren würde. Wenn ich damals härter an mir gearbeitet hätte, wer weiß, vielleicht hätte es dann zum ersten Platz gereicht. Ich wusste, sollte ich die Chance noch einmal bekommen, was dann 1992 der Fall war, würde ich es sicher besser machen. Denn da wusste ich genau, was zu tun ist und was nicht.

Kam es für dich überraschend, dass ihr damals nur so knapp am Sieg vorbei geschrammt seid? Johnny Logan erzählte mir in einem früheren Interview, dass "Terminal 3" für ihn kein Siegerlied gewesen sei.

Es kam tatsächlich sehr überraschend. Schon als wir das erste Mal zwölf Punkte erhielten. Wir waren bis zum Ende ja ganz gut mit dabei, doch leider gab uns Portugal, das als letztes Land wertete, keine Punkte. Darum haben wir dann letzten Endes den Contest "verloren". Ich dachte zwar, wir würden gut abschneiden, weil ich von dem Lied sehr überzeugt war, aber dass wir letzten Endes so nah an der Spitze waren, war doch eine schöne Überraschung.

Kannst du dich noch an die Herrey’s erinnern?

Ich erinnere mich an das Lied, und besonders an ihre goldenen Schuhe (lacht). Es war ein tolles Lied. Sie haben es wirklich toll aufgeführt und hatten es damals wirklich verdient zu gewinnen.

Insgesamt hast du an neun irischen Vorentscheidungen teilgenommen, angefangen 1976, als du mit der Gruppe Chips und dem Titel "We can fly" Zweite wurdest.

Ja, das stimmt. Den Titel hat damals übrigens Danas Bruder geschrieben. Eine weitere kleine Information für dich (lacht).

Ihr wart damals hoch favorisiert, habt aber dennoch gegen Red Vincent Hurley und seinen Titel "When" verloren. Was glaubst du waren die Gründe für diese Niederlage?

Aus dem einfachen Grund: er hatte ein tolles Lied. Außerdem ist er ein hervorragender Sänger. Einer meiner absoluten Lieblingssänger. Er ist einfach "magisch". Dies war damals das erste Mal, dass ich so richtig geweint habe. Ich weinte und weinte, aber seit dem nicht mehr (lacht). Wir waren jung, wir wurden von einer Welle des Erfolgs damals getragen und waren sicher, dass wir siegen würden. Doch wie so oft im Leben kam es anders. Ich weinte, weil wir verloren hatten und verlor völlig die Fassung. Ich wurde so oft in meiner Karriere gefragt: "Warum in Gottes Namen versuchst du es immer wieder?". Darauf antworte ich jedes Mal: "Wenn ein Fußballspieler sein erstes Spiel verliert, gibt er dann auf und spielt nie wieder Fußball, oder versucht er es weiter und gibt nicht auf?". Nein, er spielt weiter und versucht es das nächste Mal besser zu machen. Und wird dann auch gewinnen. Genauso ist es bei mir, warum ich nie aufgegeben und es immer wieder von neuem probiert habe. Und der Erfolg gibt mir recht.

Du hast es mit der Gruppe Chips auch 1977, 1978 und 1982 in der irischen Vorentscheidung versucht. Wann und warum habt ihr euch getrennt?

Das lag daran, dass ich meine Solokarriere gestartet habe und dann die Gruppe im Endeffekt auseinander gebrochen ist. Das war 1982. Wir hatten uns als Band einfach nichts mehr zu sagen und hatten alles erreicht. Meine Solokarriere begann mit dem "Castle Bar Song Contest". Das war 1982, als ich diesen Wettbewerb gewann. Das folgende Jahr habe ich wieder teilgenommen, und so ist meine Entwicklung als Solokünstlerin voran geschritten, dass ich den Schritt zurück in die Gruppe einfach nicht mehr gehen wollte. Es war einfach der perfekte Zeitpunkt meine eigene Karriere zu starten.

Schließlich hast du es als Solosängerin fünf Mal in irischen Vorentscheidungen versucht, davon zwei Mal gewonnen, 1984 und 1992. War Johnny Logan auch der Komponist der übrigen Beiträge?

Nein, mit Ausnahme von "If I can change your mind" aus dem Jahr 1986. Den Titel von 1989, "Here we go", hat Johnny Logans Chorsänger geschrieben, der ihn 1987 bei seinem zweiten Sieg in Brüssel begleitet hat.

Singst du diese anderen Lieder überhaupt noch, die es nicht ins internationale Finale geschafft haben? Wurden diese überhaupt veröffentlicht?

Nein, diese Titel sind völlig aus meinem Repertoire verschwunden. Denn wären es gute Titel gewesen, wären sie auch Hits geworden. Aber das waren sie eben nicht. "Terminal 3" und "Why me" singe ich immer noch regelmäßig. Beides waren riesige Hits in Irland. Ich glaube, die Menschen würden mich gar nicht von der Bühne lassen würde ich diese Lieder nicht singen.

Mein Favorit aus diesen Nicht-Siegern ist "Here we go" von 1989. Kannst du dich noch an das Lied und den Text erinnern?

(Singt) Here we go… leider kann ich mich nur noch an den Refrain erinnern. Ein toller Popsong.

Ist es wahr, dass du in Malmö 1992 jedes winzige Detail geplant und nichts dem Zufall überlassen hast?

Ja, das stimmt. Wir haben alles für einen perfekten Auftritt getan. RTE hat alles dafür getan, dass der Auftritt perfekt ist. Backgroundsänger, Kleid, einfach alles. Wenn wir nicht gewonnen hätten, wollte ich mir nicht vorwerfen lassen alles dafür getan zu haben. Ich wollte mir nicht hinterher vorwerfen lassen, hätten wir dies noch gemacht, oder das, vielleicht hätte es dann für den Sieg gereicht. Ich wollte einfach auf Nummer sicher gehen, dass alles richtig war. Und ich bin überzeugt, dass wir alle einen sehr guten Job damals gemacht haben. Die Backgroundsänger waren die besten Stimmen, die je aus Irland gekommen sind. Fünf wundervolle Menschen, die einfach alles aus sich herausgeholt haben. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut beim Gedanken daran, als sie die Halbtonsteigerung gesungen und Vollgas gegeben haben. Einfach wunderbar.

Hat Malmö dein Leben verändert?

Mein berufliches Leben ja, mein persönliches nicht so sehr. Mein Arbeitsumfeld hat sich stark verändert. Ich konnte meinen Tätigkeitsbereich von Irland nach Europa verlagern. Ich komme immer noch sehr viel auf dem Kontinent herum. Die Kehrseite der Medaille ist, dass ich mittlerweile ganz alleine unterwegs bin. Nicht wie früher mit einer Band. Das ganze hat sich auf einem sehr professionellen Level weiter entwickelt.

Was machst du derzeit, mit welchen Projekten beschäftigst du dich?

Ich gebe Konzerte und spiele in zahlreichen Musicals mit. Ich tanze ein wenig und trete nun hier bei der Eurogala in Luxemburg auf. Zurück in Irland trete ich als Pantomime auf, was mittlerweile zu einer schönen Tradition geworden ist. Es ist ein weihnachtliches Programm. Wir sind festlich angezogen und singen Weihnachtslieder. Die Vorverkäufe laufen ausgesprochen gut, mehrere hundert Leute wollen diese Show jedes Jahr sehen. Es ist zwar Nonsens das Ganze (lacht), aber es ist eben Tradition in Irland.

Was ist in der irischen Vorentscheidung 2014 passiert? Du warst sehr ärgerlich. Warum?

(Lacht) Es war, weil Billy McGuinness, Gitarrist der irischen Band Aslan, mich beschuldigte, ich hätte im Vorfeld der Veranstaltung das Ergebnis manipuliert. Irland ist so ein kleines Land, das man sich in Showkreisen untereinander sehr gut kennt. Das hat nicht unbedingt etwa mit persönlichen Beziehungen zu tun. Man kennt sich eben und sagt "Hallo" zueinander. Viel mehr ist da nicht in den meisten Fällen. Und ich wurde beschuldigt, meine „Beziehungen“ ausgenutzt zu haben. Und das habe ich mir nicht gefallen lassen und habe Billy vor laufender Kamera eben zu Recht gewiesen. Da sind die Emotionen eben ein wenig hoch gekocht. Das war alles. Ich hab ihn nicht angerührt, es war noch alles an ihm dran (lacht).

Was muss deiner Meinung nach passieren, damit Irland wieder bessere Resultate beim Eurovision Song Contest erzielt?

Wir müssen einfach wieder die alten Pfade beschreiten. Hervorragende Sänger, gutaussehende Interpreten mit einer fantastischen Ausstrahlung, die ihr Handwerk von der Pike auf gelernt haben und nicht irgendwelchen Castingshows entstammen. Wir müssen die tollen Komponisten, die es zweifellos bei uns gibt, dazu bewegen aus ihren Verstecken zu kommen, und uns nicht immer auf die Schweden verlassen. Denn wir haben tolle Komponisten in Irland.

Die vergangenen Jahre gab es sehr viele schwedische Lieder in den irischen Vorentscheidungen und beim internationalen Finale.

Ja, das stimmt. Auch als ich 2012 Mentorin für Jedward gewesen bin. Schweden hat eben einen guten Namen, wenn es darum geht wundervolle Popsongs zu schreiben. Wie ABBA, die ich auch heute noch sehr verehre. Und auch heute kommen noch viele wundervolle Popsongs aus Schweden. Schwedische Produzenten haben zwar bestens ausgestattete Studios. Dennoch finde ich, dass wir uns wieder mehr auf unsere eigenen Stärken besinnen sollten.

Danke Linda für diese offenen Worte und weiterhin viel Erfolg